Elektrokrampftherapie

Die Elektrokrampftherapie hat einen sehr negativen Ruf. Um ihr Ansehen nicht zu verlieren und der Meinung der Öffentlichkeit standzuhalten, wird die Elektrokrampftherapie daher von einigen Kliniken nicht angewandt. Es ist aber fraglich, ob dies der richtige Weg ist. Diese Therapieform wurde als erstes in den 50er Jahren des vergangenen Jahrhunderts angewandt und hat sich damals als äußerst positiv gezeigt. Dies hielt an, bis die ersten Antidepressiva produziert wurden, welche der Elektrokrampftherapie dann vorgezogen wurden. Dennoch ist die Elektrokrampftherapie auch in der heutigen Zeit noch von großer Bedeutung – so ist sie notwendig, um bestimmte Depressionen zu behandeln, welche lebensbedrohlich sind und nicht durch alternative Therapien behandelt werden können.

Bei der Anwendung der Elektrokrampftherapie wird der Patient mit Hilfe von elektrischem Strom behandelt. Dabei erhält er zunächst eine Vollnarkose. Dann durchfluten die Ärzte einen bestimmten Bereich seines Gehirnes mit Strom. Gemeinsam mit dem zuvor gespritzten Narkosemittel erhält der Erkrankte (wie auch bei OPs) bei der Elektrokrampftherapie verschiedene Medikamente, welche dafür sorgen, dass die Muskeln weich werden. Daher bleiben bleibt es aus, dass die Muskulatur zuckt, wie es bei Krampfanfällen der Fall ist. Der verursachte Krampfanfall beschränkt sich also lediglich auf das Gehirn des Patienten.

Die Anwendung dieser Therapieform erfolgt stationär. Die Anzahl der Behandlungen liegt zwischen sechs und zwölf Stück. Diese werden jeden zweiten bis jeden dritten Tag vorgenommen.

Selbstverständlich stellt sich die Frage, wie die Wirkung der Elektrokrampftherapie nun eigentlich abläuft. Jedoch ist die Forschung des genauen Wirkungsmechanismus noch nicht fertiggestellt. Bekannt ist aber, dass diese Veränderungen durch die Behandlung mit der Elektrokrampftherapie eintreten:

  • Es erfolgt eine übermäßige Freisetzung verschiedener Botenstoffe.
  • Die Menge der im Hirn vorhandenen Rezeptoren für einen Teil der Botenstoffe wird gesteigert.
  • Es erfolgt eine übermäßige Freisetzung körpereigener Eiweißstoffe. Diese wirken beruhigend.
  • Es erfolgt eine übermäßige Freisetzung von bestimmten Hormonen.
  • Es kommt zu einer Stärkung der Hirndurchblutung. Dies kann eine antidepressive Wirkung haben.

Es ist nicht ein einzelner dieser Punkte, der für die Wirkung der Therapie verantwortlich ist, sondern das Zusammenwirken aller Faktoren. Dadurch kann der Zustand eines depressiven Patienten verbessert werden.

Diese Therapieform gehört zu den Depressionstherapien für Erwachsene mit der höchsten Erfolgsquote. Bei einer Depressionsbehandlung in Deutschland wird sie zunächst abgelehnt und eine Behandlung mit Medikamenten wird zunächst gestartet. In Amerika gilt sie jedoch als Nummer 1 bei der Behandlung von Depressionen, die lebensbedrohlich sein können. Allerdings gibt es auch Fälle, in denen die Elektrokrampftherapie nicht verwendet werden darf.

Eine besondere Aufmerksamkeit sollte man dieser Therapieform schenken, wenn schon zuvor erprobte Behandlungsformen mit Medikamenten keine Wirkung gezeigt haben. Vor allem für die Behandlung von Altersdepressionen ist die Elektrokrampftherapie geeignet.

In folgenden Fällen ist es auf jeden Fall ratsam, über eine Anwendung dieser Therapieform nachzudenken:

  • Der Erkrankte hat die Elektrokrampftherapie schon einmal in der Vergangenheit angewandt und damit positive Erfahrungen gemacht.
  • Bei lebensbedrohlichen Depressionen.
  • Bei Depressionen, welche wahnhaft sind und sich über einen längeren Zeitraum erstrecken.
  • Bei sehr starken Depressionen, welche mit Hilfe von Medikamenten nicht behandelt werden können.

Es gibt jedoch auch Fälle, in denen man diese Art der Therapie nicht verwenden sollte. Dies trifft dann zu, wenn:

  • Der Blutdruck des Patienten stark erhöht ist.
  • Eine Herzschwäche vorliegt.
  • Der Erkrankte unter Herzrhythmusstörungen leidet.
  • Thrombosen vorliegen.
  • Die betroffene Person koronare Herzerkrankungen hat.
  • Eine Netzhautablösung vorliegt.
  • Der Patient zuletzt einen Herzinfarkt hatte.
  • Störungen bei der Blutgerinnung vorliegen.
  • Der Erkrankte einen Herzklappenschaden hat.

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Monoaminoxidase-Hemmer (MAO-Hemmer)

MAO-Hemmer hemmen das Enzym Monoaminoxidase. Dieses existiert in zwei Formen, A und B.

MAO-A und MAO-B bauen im zentralen Nervensystems Botenstoffe ab bzw. machen sie so unwirksam. Es steht mehr Serotonin, Noradrenalin und Dopamin im Gehirn zur Verfügung. Ein Mangel an Botenstoffen, der bei Depressionen herrscht, wird dadurch ausgeglichen. 

Es gibt selektive und nichtselektive MAO-Hemmer. Nichtselektiven MAO-Hemmern hemmen beide werden beide Enzyms Monoaminoxidase, bei gezielten MAO-Hemmern nur eine Form des Monoaminoxidase. 
Ein Wirkstoff eines selektiven MAO-Hemmers ist Moclobemid. beide Enzyme.

MAO-Hemmer wirken antriebssteigernd und stimmungsaufhellend, dämpfen aber nur wenig. Die Dosierung muss einschleichend gesteigert werden.

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Konfrontationsmethode

Die Konfrontationsmethode funktioniert ähnlich, verzichtet jedoch auf das Entspannungstraining. Stattdessen wird der Patient meist gleich in vollem Maße der angstauslösenden Situation ausgesetzt (“flooding”) oder manchmal, wie bei der Desensibilisierung, auch erst nach und nach (“hierarchisiertes Konfrontationstraining”). Oft umfassen solche Therapien zwischen 25 und 50 Sitzungen.

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Kognitive Verhaltenstherapie

Strikt von einer medikamentösen Therapie abzugrenzen ist die Kognitive Verhaltenstherapie. Insbesondere in den letzten Jahren gewann diese Depression Therapie immer mehr an Bedeutung und wird heute sehr erfolgreich bei der Bekämpfung von Depressionen eingesetzt. Experten sind davon überzeugt, dass diese Therapie mit die besten Heilungschancen bietet. Inhalte bei der Kognitiven Verhaltenstherapie beschäftigen sich sowohl mit den Gedanken als auch mit dem Verhalten des Patienten.

Der Therapeut versucht durch verschiedenste Verfahren, den Patienten wieder dazu zu motivieren, aktiver am Leben teilzunehmen. Nicht selten kommt es vor, dass Tagespläne mit Aktivitäten ausgearbeitet werden. Dabei wird allerdings auch auf die individuelle Belastbarkeit des Patienten geachtet, so dass es nicht zur Überforderung kommt. Wer an leichten Depressionen leidet, wird bereits durch die Wiederaufnahme von Aktivitäten eine deutliche Verbesserung feststellen und weniger Symptome haben. In Gesprächen zwischen dem Patienten und dem Therapeuten hingegen wird versucht, die Gedankenwelt des Erkrankten näher zu beleuchten; negative Gedanken werden in Frage gestellt und überprüft. Ursachenforschung für das Entstehen der Depression wird in dieser Therapieform allerdings weniger betrieben. Vielmehr kommt es auf den “Ist-Zustand” des Patienten und darauf an, diesen zum Positiven zu verändern.

Die Verhaltenstherapie setzt bei den Handlungen und Aktionen des Patienten an. Danach ist die Depression das Ergebnis nachteiliger Lernprozesse. So fehlt dem Patienten zum Beispiel positive Verstärkung durch angenehme Erlebnisse (Verstärker-Verlust-Modell). Oder er hat gelernt, dass alle Mühe und Initiative nichts einbringt und er dem Schicksal scheinbar ausgeliefert ist (Modell der erlernten Hilflosigkeit). Die Therapie, die sich zur Behandlung von Depressionen bewährt hat, soll dem Patienten helfen, durchweg pessimistische Einstellungen durch realistische Alternativen zu ersetzen, wieder aktiver zu werden, den Umgang mit anderen Menschen zu verbessern und schließlich wieder mehr Eigenverantwortung zu übernehmen.

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Interpersonelle Psychotherapie

Dieses Verfahren wurde von Weissman und Klerman explizit dafür erarbeitet, um Depressionen zu behandeln. Die Therapie hat als beobachtete Basisannahme, dass die betroffenen depressiven Menschen in den meisten Fällen Schwierigkeiten mit zwischenmenschlichen Belangen haben oder mit dem Verlust einer bedeutenden Person zu kämpfen haben. Die interpersonelle Psychotherapie verfolgt die Zielsetzung, dass die depressive Person den Umfang mit weiteren Menschen verbessert und lernt sich besser mit ihnen zu verstehen. Eine wirkliche Veränderung der Persönlichkeit des Patienten wird dabei allerdings nicht bestrebt. Der Blick bei diesem Verfahren gilt also einem verbesserten Umgang mit der derzeitigen Lebenssituation des Erkrankten. Dies zielt auf folgende Punkte ab:

  • Verluste wichtiger Bezugspersonen, welche nicht bewältigt werden konnten.
  • Soziale Beziehungen, die sich geändert haben.
  • Derzeitige Streitigkeiten und Schwierigkeiten im zwischenmenschlichen Bereich.
  • Probleme, welche der Patient im zwischenmenschlichen Verhalten hat.

Die Dauer dieses Verfahrens kann sich auf ein paar Stunden begrenzen, aber auch ungefähr 40 Sitzungen lang betragen. Die Dauer wird gleich am Beginn der Therapie festgelegt. Dabei wird die interpersonelle Psychotherapie deutlich in unterschiedliche Abschnitte strukturiert. Die Therapiedauer und –strukturierung sind abhängig von den diagnostizierten Störungen, den Zielen, welche für die Therapie festgelegt wurden und den umfangreichen Informationen über den Erkrankten.

Aktuell gibt es einige Forschungen, welche sich damit beschäftigen, ob diese Therapieform effektiv ist. Trotz dem Umstand, dass dieses Verfahren noch ziemlich jung ist, wurde hier eine gute Wirkung erkannt, welche sich besonders auch in dem Zeitraum nach der Erkrankung zeigt.

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Serotonin-Noradrenalin- Wiederaufnahmehemmer (SNRI)

SNRI steht für Serotonin Noradrenalin Wiederaufnahmehemmer. Sie sind moderne Medikamente gegen Depressionen. SNRI hemmen die Wiederaufnahme von Noradrenalin und Serotonin. Die Konzentration dieser beiden Stoffe im Gehirn wird dadurch erhöht.

Die Signalübertragung im Gehirn wird gebessert und verstärkt. Dabei treten im Vergleich gegenüber anderen Antidepressiva weniger Neben- und Wechselwirkungen auf. der Antriebswillen wird gesteigert, die Stimmung gebessert.

Serotonin-Noradrenalin-Wiederaufnahmehemmer:

  • Atomoxetin (z.B. Strattera)
  • Duloxetin (z.B. Yentreve, Cymbalta
  • Milnacipran (z.B. Ixel)
  • Venlafaxin (z.B. Trevilor, Efectin)

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Schlafentzug – Wachtherapie

Es kommt oft vor, dass Menschen mit Depressionen unter Schlafstörungen leiden. Diese können sich äußern als:

  • Sehr frühes Aufwachen.
  • Probleme beim Einschlafen.
  • Durchschlafstörungen.

Solche Schlafstörungen haben fatale Folgen: Nicht nur der Körper ist total erschöpft, sondern auch die Psyche wird noch zusätzlich belastet. Durch die Erschöpfung wird dem Menschen die gesamte Energie entzogen. Er hat eine gedrückte Stimmungslage und sein Antrieb geht verloren. Ein gesunder Schlaf ist also sehr wichtig – aber warum wird dann bei diesen Problemen zu einem Schlafentzug geraten? Diese Empfehlung ist für die meisten sehr merkwürdig. Spricht ein Arzt die Wachtherapie an, so kommt es häufig vor, dass Patienten meinen, vom Arzt nicht richtig verstanden worden zu sein.

Die Wachtherapie wird außerdem als Schlafentzug bezeichnet. Entwickelt und zur Behandlung von Depressionen implementiert wurde diese Therapie von den beiden Psychiatern Tölle und Schulte, die übrigens aus Deutschland kommen. Diese Herren konnten eine sehr gute Wirkung der Wachtherapie beweisen: Bei rund 60 bis 70 Prozent der erkrankten Personen, vor allem wenn eine typische depressive Erkrankung vorlag, konnte die Wachtherapie positive Ergebnisse bewirken.

Üblicherweise verläuft der Schlafprozess folgendermaßen:

  • Der Mensch schläft ein, wobei der Schlaf stets an Tiefe gewinnt.
  • Dies kann in vier Abschnitte unterteilt werden.
  • Das letzte Stadium wird als Tiefschlaf bezeichnet.
  • Es folgt eine REM-Phase Nr. 1.

Eine REM-Phase kann man beispielsweise daran erkennen, dass im Schlaf eine schnelle Bewegung der Augen stattfindet. Solche Phasen gibt es jede Nacht zwischen vier und sechs Stück. Das Problem bei einem Menschen mit Depression ist, dass die REM-Phasen mit Störungen behaftet sind. So kommt manchmal die REM-Phase Nr. 1 zu früh und in einem andern Fall kommen die gesamten REM-Phasen bereits in der ersten Nachthälfte, sodass die Tiefschlafphasen abnehmen oder der Patient in der Nacht oft aufwacht.

Dennoch bleibt die Frage offen, warum eine Wachtherapie vor allem bei Personen mit Depressionen gut wirkt. Inzwischen wurden Indizien dafür gefunden, dass eine Verschlimmerung der Depressionen durch die morgendlichen Schlafzyklen eintreten kann. Wenn nun ein Schlafentzug stattfindet, bedeutet dies eine Unterbrechung der Zyklen. Außerdem erfolgt eine positive Beeinflussung der unnatürlichen Schlafregulation.

Die Durchführung einer Wachtherapie startet damit, dass der Patient eine Nacht durchmacht, das heißt eine gesamte Nacht lang überhaupt keinen Schlaf hat. Außerdem muss er am Folgetag auch so lange wach bleiben, bis die übliche Schlafenszeit erreicht ist. Dieses Wachbleiben über so lange Zeit ist aber ziemlich schwierig. Wenn die Wachtherapie in einer Klinik stattfindet, erfolgt sie daher stets in einer Gruppe mit anderen Patienten. Diese können in der Nach dann unterschiedliche Dinge miteinander machen, ob Spazierengehen oder Spielen, ganz egal, Hauptsache es ist nicht so langweilig.

Es gibt noch eine andere Art der Wachtherapie: den partiellen Schlafentzug. Es gibt viele Erkrankte, welche vor allem während des Morgens starke REM-Phasen durchlaufen. Beim partiellen Schlafentzug wird deshalb der Schlaf recht früh am Morgen unterbrochen und beendet.

Eine Vielzahl der Kliniken in Deutschland bietet die Wachtherapie an, um Depressionen zu behandeln. Bei den Patienten stellt sich immer wieder die Frage, ob es auch die Möglichkeit einer ambulanten Wachtherapie gibt. Es gibt einige Menschen mit einer Depression, die durch einen Klinikaufenthalt gelernt haben, wie eine Wachtherapie genau durchgeführt wird. Bei Erkrankten, bei denen der Schlafentzug ein gutes Ergebnis gezeigt hat, ist es durchaus möglich, dass sie daheim auch weiterhin eine Wachtherapie machen. Dabei sollte der Patient vor allem in der Anfangszeit jedoch eine enge Absprache mit dem Psychiater erhalten. Außerdem muss er unbedingt beachten, dass er daheim tatsächlich über die vorgeschriebene Zeit wach ist und nicht einschläft. Selbst wenn der Patient hier lediglich ein paar Minuten schläft, kann dies dafür verantwortlich sein, dass eine positive Wirkung ausbleibt.

Auch bei der Wachtherapie stellt sich die Frage, mit welchen Nebenwirkungen der Patient zu rechnen hat. Es kommt manchmal bei den Erkrankten, die diese Therapie durchführen, zu manischen Zuständen. Wenn die betroffene Person selbstmordgefährdet ist, ist eine besondere Achtsamkeit erforderlich, weil die Wachtherapie den Antrieb des Erkrankten erhöhen kann.

Nicht verschwiegen werden sollte der auffällige Nachteil einer Wachtherapie: Die positive Wirkung hält nämlich üblicherweise lediglich einen Tag lang und ist danach wieder weg. Und es ist schließlich unmöglich, dass die Patienten nun stets nachts nicht mehr schlafen, auch wenn es sich um eine sehr starke depressive Erkrankung handelt. Eine Stabilisierung der positiven Wirkung kann der Patient dadurch erreichen, dass er seine Schlafphasen im Anschluss an die Wachtherapie verlagert.

Die Verlagerung der Schlafphasen läuft nach einem Plan ab. Zunächst schläft der Patient ein oder zwei Nächte ganz normal, wie er es immer tut. In der Folgenacht führt er den Schlafentzug durch. An dem Tag nach dem Schlafentzug geht der Erkrankte bereits um 16 Uhr ins Bett, schläft dann jedoch nur bis um 0 Uhr. Wieder am nächsten Tag geht der Patient um 17 Uhr ins Bett, am nächsten Tag um 18 Uhr und so weiter. Dies führt er so lange durch, bis er wieder bei seiner üblichen Schlafenszeit angelangt ist.

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Tiefenpsychologische Verfahren

Eine Therapiemöglichkeit zur Behandlung von Depressionen wird durch tiefenpsychologische Verfahren gegeben. Diese resultieren aus Überlegungen von Jung, der sich mit der analytischen Psychologie beschäftigte, Dr. Freud, der sich mit der Psychoanalyse beschäftigte, sowie einer Vielzahl weiterer Therapeuten. Der Sammelbegriff der Tiefenpsychologie umfasst folgende Verfahren:

  • Klassische Psychoanalyse
  • Tiefenpsychologische Gruppentherapie
  • Tiefenpsychologische Psychotherapie
  • Tiefenpsychologische Krisenintervention
  • Tiefenpsychologische Kurzzeittherapie

Diese Verfahren werden im Folgenden beschrieben.

Klassische Psychoanalyse

Dieses Verfahren ist nicht nur unheimlich bekannt, sondern auch die älteste Variante der Psychotherapie. Der Erkrankte soll hier aktiv erzählen und zwar über seine:

  • Empfindungen
  • Gedanken
  • Gefühle
  • Fantasien

Dabei soll er sich keine Gedanken über die Logik, den Sinn oder die Moral seiner Gedanken machen, sondern einfach alles sagen. Der Therapeut hält sich währenddessen ein wenig abseits auf, sodass er nicht im Blickfeld des Erkrankten steht. Durch diese passive Haltung soll dem depressiven Menschen eine bessere Selbstentwicklung ermöglicht werden. Während der Entwicklung nähert sich der Patient verschiedenen Gefühlen und Erinnerungen an, die in der Vergangenheit liegen und bereits lange vergessen oder verdrängt worden sind. Dadurch kommt es bei dem Erkrankten zu einer Veränderung.

Die klassische Psychoanalyse wird mit maximal 5 Sitzungen je Woche durchgeführt. Dabei kann die Sitzungsanzahl gesamt bei einigen hundert Stunden liegen, welche auf einen Zeitraum von maximal 5 Jahren verteilt werden. Dieses Verfahren hat die Zielsetzung, dass die depressive Person sich Stück für Stück dem wahren Problemkern nähert. Dabei liegt das Augenmerk nicht darauf, verschiedene Symptome des Patienten zu heilen. Wichtiger ist, dass der Erkrankte eine Reifung erlebt, eine grundsätzliche Einsicht erhält und an seiner Persönlichkeit arbeiten und diese weiterentwickeln kann. Dadurch sollen die Krankheitsauslöser aufgearbeitet und verstanden werden. So kann sie der Patient schließlich verarbeiten und einen besseren Umgang mit ihnen erhalten.

Derzeit stellt die klassische Psychoanalyse rund sieben Prozent der gesamten tiefenpsychologischen Verfahren dar. Wenn ein Gutachten erstellt wurde, werden die Kosten des Verfahrens gegen Depressionen von der Krankenkasse mit derzeit maximal 300 Stunden übernommen. Damit die Krankenkasse die Sitzungen bezahlt, muss also der zuständige Psychoanalytiker erklären, warum diese Therapie für den Patienten notwendig ist, und daraus einen umfangreichen Bericht machen.

  • Tiefenpsychologische GruppentherapieDer ursprüngliche Gedanke der psychoanalytischen Gruppentherapie war es, so vielen depressiven Menschen ein Therapieangebot zu bieten, wie es nur möglich ist. Mittlerweile hat sich das geändert und die Gruppentherapie wird bei verschiedenen Störungen und Problemen ganz bewusst eingesetzt. Um den Erfolg der Therapie zu sichern, muss der Patient auf jeden Fall motiviert und offen sein, der Gruppe seine Gedanken preiszugeben. Außerdem ist es wichtig, dass er sich als Mitglied dieser Gruppe betrachtet. Bei der Behandlung betrachtet der Therapeut üblicherweise die ganze Gruppe und sagt in den meisten Fällen auch nur Dinge bezüglich der Situation der ganzen Gruppe. Es ist die Ausnahme, dass sich der Therapeut während einer Gruppentherapie einer einzelnen Person zuwendet. Man könnte sagen, dass das gesamte Verfahren durch eine gesamte Gruppe stattfindet. Diese setzt sich üblicherweise aus fünf bis zehn Mitgliedern zusammen, welche sich einmal oder zweimal wöchentlich treffen. Die Dauer eines Treffens beträgt üblicherweise 1 ½ Stunden. Es erfolgt eine Kostenübernahme dieses Verfahrens von Seiten der Krankenkasse.
     
  • Tiefenpsychologische PsychotherapieZu dem Verfahren der psychoanalytischen Psychotherapie wird einem Patienten vor allem geraten, wenn der Arzt wegen verschiedener Persönlichkeits- sowie Krankheitsbilder meint, die richtige Vorgehensweise sei ein Ansatz der Therapie an derzeitigen Belastungen und Problemen des Patienten. Die jeweilige Lebensgeschichte des Erkrankten ist dabei nicht im Fokus, sondern wird lediglich als Hintergrundinformation bei aktuellen Problemen betrachtet. Ziel der psychoanalytischen Psychotherapie ist es, derzeitig vorherrschende Beschwerden zu bessern oder im Idealfall vollständig zu beseitigen. Dabei wird es nicht erstrebt, die Persönlichkeitsstruktur des Patienten stark zu ändern. Bei diesem Verfahren sitzen sich der Therapeut und der Erkrankte gegenüber. Ihre Beziehung modelliert dabei Lebensarten und Beziehungen der Realität.

    Diese Therapie setzt sich auch aus mehreren Sitzungen zusammen, welche einmal oder zweimal wöchentlich durchgeführt werden. Die Dauer einer solchen Sitzung beträgt 50 Minuten. Dabei gibt es insgesamt zwischen 50 und 100 Treffen. Es erfolgt eine Kostenerstattung dieses Verfahrens durch die Krankenkasse. Bei der psychoanalytischen Psychotherapie handelt es sich um eine erfolgreiche Therapie, um depressive Erkrankungen zu behandeln, was mittlerweile auch durch Beweise der Wissenschaft aufgezeigt werden konnte. 
  • Tiefenpsychologische KriseninterventionDas Verfahren der psychoanalytischen Krisenintervention wird bei Krisensituationen durchgeführt, wenn eine Person nicht zu der Bewältigung einer Ausnahmesituation in der Lage ist und als Folge davon Depressionen bekommt. In diesen Fällen ist äußerst häufig die Hilfe von einem Therapeuten gefragt, der sofort einschreiten muss. Es ist wichtig, dass die Situation für den Erkrankten geklärt wird. Außerdem benötigt er Hilfe bei der Strukturierung. Im Vordergrund steht jedoch die Gewinnung eines Gesprächspartners, welchem der Patient von der Situation erzählen kann und dem er vertraut. Aufgabe des Therapeuten ist es dabei, Verständnis für den Patienten aufzubringen und ihm zu zeigen, dass er ihn und seine Gedanken und Gefühle versteht.

    Eine psychoanalytische Krisenintervention dauert lediglich ein paar Sitzungen lang. Häufig kommt im Anschluss an dieses Verfahren jedoch eine Psychotherapie über längere Zeit auf den Patienten zu.
     
  • Tiefenpsychologische KurzzeittherapieBereits als man damit begonnen hat, Psychoanalysen durchzuführen, gab es auch das Angebot der psychodynamischen Kurzzeittherapie. Bei diesem Verfahren wird an einem gewissen Problem angesetzt, welches sich im anfänglichen Verlauf der Therapie aufzeigt. Dieses Problem soll bearbeitet werden. Vergleicht man Kurzzeittherapie mit weiteren Therapien, so fällt vor allem auf, dass hier lediglich zwischen 10 und 40 Sitzungen durchgeführt werden. Wenn ein Mensch an einer Depression erkrankt ist, wird dieses Verfahren relevant, wenn sie durch eine Krise ausgelöst wird, welche man begrenzen kann. Dies wäre beispielsweise eine Scheidung.

    Eine Kostenerstattung der psychodynamischen Kurzzeittherapie erfolgt ebenfalls durch die Krankenkasse. Hierbei ist lediglich ein kürzeres Gutachten notwendig. Bezahlt werden dann aber maximal 25 Sitzungen. Private Krankenkassen haben hier ein anderes Vorgehen. Ein Teil der privaten Kassen ist bereit immer eine vorgegebene Menge Sitzungen zu bezahlen, andere benötigen zuerst die Erstellung eines Gutachtens. 
  • GemeinsamkeitenDie beschriebenen tiefenpsychologischen Verfahren haben eine Gemeinsamkeit: Alle wirken, mal mehr, mal weniger, nach dem Prinzip der Übertragung. Damit ist gemeint, dass der Erkrankte eine Beziehung zu seinem Arzt aufbaut und dadurch vergangene Beziehungen noch einmal durchlebt. So kann der depressive Mensch alles was mit dieser Beziehung zusammenhängt, also alle Empfindungen, Gefühle, Phantasien und Gedanken, auf seinen Arzt übertragen. Alternativ trifft es bei der Gruppentherapie natürlich die Gruppe. So kann der Patient im Therapieverlauf verschiedene Einsichten gewinnen, die die vergangenen Probleme und Auslöser betreffen. Er kann lernen sie zu verstehen und durch eine Bewältigung dieser eine Verbesserung seines derzeitigen psychischen Zustandes erwirken.

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Medikamente

Bei schweren Fällen einer Depression ist die Therapie mit Medikamenten meist nicht zu umgehen

Dabei kommen in den meisten Fällen Antidepressiva zum Einsatz. Diese machen, im Gegensatz zur landläufigen Meinung, nicht abhängig. Allerdings können sie zuweilen mehr oder weniger starken Nebenwirkungen haben, zum Beispiel eine Veränderung des Gewichts.

Damit diese Medikamente ihre volle Wirkung entfalten können, ist es wichtig, dass man sie über einen längeren Zeitraum regelmäßig einnimmt. Meist dauert es bis zu zwei Wochen, bis eine Wirkung zu bemerken ist. Der erkrankte sollte dies wissen, damit der nicht schon nach einigen wenigen Tagen die Medikamente selber ständig absetzt, weil er glaubt, dass sie bei ihm sowieso nichts bewirken.

Die Anwendung solcher Medikamente zieht sich normalerweise über mehrere Monate, in manchen Fällen sogar über Jahre, hinweg. Dabei ist es wichtig, dass die medikamentöse Behandlung ständig von einem Arzt überwacht wird, da die Dosierung zuweilen angepasst werden muss oder bei Nebenwirkungen rechtzeitig reagiert werden kann. Es ist zudem wichtig, dass der Patient seinem Arzt Veränderungen, die sowohl körperlich als auch psychisch sein können, mitteilt.

Neuere Untersuchungen haben übrigens gezeigt, dass bei leichten und mittleren Depressionen eine Behandlung mit Antidepressiva nicht unbedingt wesentliche Vorteile bringt.

Moderne Antidepressiva, welche von vielen Ärzten bei Depressionen eingesetzt werden, sind Noradrenalin-Wiederaufnahme-Hemmer, Serotonin-Wiederaufnahme-Hemmer und Serotonin-Noradrenalin-Wiederaufnahme-Hemmer. Zu den eher älteren Antidepressiva zählen hingegen die Trizyklischen Antidepressiva sowie die Monoaminooxidase-Hemmer. Die Wirkung von Antidepressiva ist darauf zurückzuführen, dass die Botenstoffsysteme im Gehirn beeinflusst werden. Ein großer Vorteil der modernen Antidepressiva besteht darin, dass diese Medikamente besser verträglich sind.

Gefühlschemie im Kopf

Botenstoffe wie Serotonin und Noradrenalin übertragen Reize zwischen den Nervenzellen im Hirn und beeinflussen die Stimmung. So wirkt Serotonin zum Beispiel harmonisierend. Die Botenstoffe docken an den Rezeptoren der Postsynapse an und lösen einen Impuls aus. Gewöhnlich kehren sie über Rücktransporter in die Präsynapse zurück. Dort werden überzählige Mengen durch das Enzym Monoaminoxidase abgebaut. Bei Depressiven liegt der Serotoninspiegel deutlich unter dem Normalwert. Antidepressiva hemmen deshalb die Wiederaufnahme oder die Monoaminoxidase. So können mehr Botenstoffe an die Rezeptoren gelangen. Das verstärkt ihre Wirkung.

In der modernen Depressionsbehandlung spielen antidepressiv wirkende Arzneimittel eine entscheidende Rolle. Gerade in schweren Fällen sind die Medikamente unverzichtbar, weil sie meist schneller wirken als eine Psychotherapie. Manchmal eröffnen sie Patienten auch erst den Weg dahin. In leichteren Fällen muss abgewogen werden, ob eine medikamentöse Behandlung, eine Psychotherapie oder eine Kombination aus beidem angebracht ist.

Die überwiegende Mehrzahl der Präparate teilt sich in folgende vier Klassen auf: 

1. Tri- und tetrazyklische Antidepressiva (TZA)
2. Selektive Serotonin-Wiederaufnahmehemmer (SSRI) 
3. Serotonin-Noradrenalin- Wiederaufnahmehemmer (SNRI)
4. Monoaminoxidase-Hemmer (MAO-Hemmer)

Alle diese Mittel verstärken die Wirkung der beiden Botenstoffe Noradrenalin beziehungsweise Serotonin im Gehirn, allerdings auf unterschiedliche Weise. 

So blockieren die TZA die Synapsen für die beiden Substanzen. Die Folge: Die Botenstoffe können nicht wiederaufgenommen werden und stehen deshalb in erhöhtem Maß an den Kontaktstellen der Nervenzellen zur Verfügung. 

SSRI hemmen dagegen jene Rücktransporter, die das Serotonin wieder aus dem synaptischen Spalt in die Zelle zurückpumpen. Neuere Wirkstoffe wie die Serotonin-NoradrenalinWiederaufnahmehemmer (SNRI) funktionieren nach demselben Prinzip wie die SSRI, greifen aber sowohl in die Wiederaufnahme von Serotonin als auch in die von Noradrenalin ein. 

Die MAOHemmer schließlich unterdrücken die Aktivität des Monoaminoxidase-Enzyms, das gewöhnlich die Botenstoffe abbaut.

Keines dieser Psychopharmaka zeigt seine Wirkung sofort. Sie entfalten sie erst innerhalb von zwei bis vier Wochen, wenn sie täglich eingenommen werden. Nach vier bis sechs Wochen klingen die Beschwerden bei 50 bis 70 Prozent der Patienten spürbar ab.

Wichtig: Wenn sich der Zustand bessert, dürfen die Medikamente nicht sofort wieder abgesetzt werden, weil sonst leicht ein Rückfall eintritt. Stattdessen sollte der Patient die Dosis vier bis sechs Monate halten und erst dann über zwei bis drei Wochen schrittweise reduzieren.

Antidepressiva machen nicht süchtig und verändern auch nicht die Persönlichkeit. 
Allerdings können sie Nebenwirkungen wie Mundtrockenheit hervorrufen, die manchmal lästig, aber selten gefährlich sind.

Naturheilmittel

Viele – oft rezeptfrei käufliche – pflanzliche Mittel sollen angeblich bei psychischen Störungen helfen. Doch für nahezu alle davon, wie zum Beispiel Kava-Kava oder Bachblüten, konnte die Wirkung bislang nicht wissenschaftlich nachgewiesen werden. Allein für das Johanniskraut ist eine antidepressive Wirkung belegt. Jedoch ist die Wirkstoffkonzentration in vielen frei verkäuflichen Präparaten so gering, dass ein Erfolg unwahrscheinlich ist. Erst ab einer täglichen Dosis von mindestens 900 Milligramm Extrakt ist mit einem Effekt zu rechnen. Teilweise verordnen Ärzte sogar 1800 Milligramm. Wie Johanniskraut gegen die Depression wirkt, ist noch nicht geklärt. Vermutlich ist das darin enthaltene Hyperforin entscheidend, das wahrscheinlich wie synthetische Antidepressiva den Botenstoffhaushalt von Serotonin und Noradrenalin im Gehirn beeinflusst und deren Wiederaufnahme hemmt. Johanniskraut kann bei leichten bis mittelschweren Depressionen helfen. Für schwere Fälle ist die Wirksamkeit nicht belegt.

Vorsicht: Werden Johanniskrautpräparate zusätzlich zu synthetischen Antidepressiva eingenommen, können Wechselwirkungen wie Übelkeit, Erbrechen, Angst und Ruhelosigkeit auftreten. Außerdem kann sich eine eventuelle Verwirrtheit verstärken. Die Präparate sollten deshalb nicht eingenommen werden, ohne mit dem behandelnden Arzt darüber zu sprechen.

Andere Medikamente gegen Depressionen

Manchmal setzen Ärzte zur Behandlung von Depressiven auch Arzneimittel ein, die hauptsächlich für andere Beschwerden vorgesehen sind. So können Beruhigungsmittel (Tranquilizer und Sedativa) in schweren Fällen gerade zu Beginn einer Therapie helfen, Ängste und Unruhe zu nehmen, bis die Wirkung der Antidepressiva einsetzt. Aber weil Präparate, die Benzodiazepine enthalten, bereits in niedrigen Dosen schnell abhängig machen, sollten diese nur über einen kurzen Zeitraum (maximal zwei Wochen) und unbedingt nach Anweisung des Arztes eingenommen werden.

Neuroleptika, die Ärzte gewöhnlich zur Behandlung von Schizophrenie-Kranken einsetzen, können auch depressive Patienten beruhigen und deren Angst dämpfen. Allerdings sind sie nur bei wahnhaften Depressionen sinnvoll. In anderen Fällen können sie sogar depressive Stimmungen hervorrufen oder verstärken.

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